Wurzeln des Bundes

Der Deutsche Pfadfinderbund hat zwei Wurzeln:

  1. die aus England stammende weltweite Pfadfinderbewegung
  2. die Deutsche Jugendbewegung

Die Pfadfinderbewegung

Sir Robert Baden-Powell - Gründer der Pfadfinder

Die Pfadfinderbewegung wurde von dem englischen Offizier Sir Robert Baden-Powell gegründet. In seinen Kriegseinsätzen hatte er gelernt, dass Jugendliche sehr wohl in der Lage sind, verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen, wenn man ihnen nur etwas zutraut. Sein Ziel war eine Erziehungsbewegung zur Förderung der Entwicklung junger Menschen, damit diese in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können.

Im Sommer 1907 führte Baden-Powell ein erstes Pfadfinderlager auf der Insel Brownsea durch. Daran nahmen 22 Jungen aus allen sozialen Schichten teil – für die damalige britische Gesellschaftsordnung eine Sensation. Schon bei diesem ersten Lager trugen die Jungen eine einheitliche Kluft, die die sozialen Unterschiede verdecken sollte.

Pfadfinder von 1925

1908 veröffentlichte Baden-Powell sein berühmtestes Buch „Scouting for Boys“, in dem er den Grundsatz des „Learning by doing“ formulierte.

Baden-Powell starb 1941 in Kenia. In seinem Abschiedsbrief an die Pfadfinder der Welt fasste er die Grundidee des Pfadfindertums in einem Satz zusammen: „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“

Die Pfadfinderbewegung breitete sich von England rasch in alle Welt aus. Ab 1910 gab es auch Pfadfindergruppen für Mädchen.

Die ersten Pfadfindergruppen in Deutschland wurden 1909 gegründet. Sie standen allerdings sehr stark unter dem Einfluss der Erwachsenen. Viele Pfadfinderführer der ersten Tage waren Offiziere der kaiserlichen Armee, so dass es in den Gruppen besonders streng und straff organisiert zuging.

Der Deutsche Pfadfinderbund wurde 1911 von Maximilian Bayer und Dr. Alexander Lion (der „Scouting for boys“ ins Deutsche übersetzte) gegründet. Als Namensträger dieses Bundes steht der DPB auch heute noch in der Nachfolge dieses Bundes, auch wenn ein Großteil unserer Formen aus der Reichsschaft Deutscher Pfadfinder (1932-1934) stammt, die wohl als Hauptwurzel unseres Bundes angesehen werden muss.

Nach dem Krieg wurde durch Mitglieder dieser beiden, aber auch vieler anderer Bünde, der Deutsche Pfadfinderbund unter Michael (Walther Jansen) neu gegründet.

Die Deutsche Jugendbewegung (Wandervogel)

tanzende Wandervögel

Die 1901 in Berlin-Steglitz aufkeimende Wandervogelbewegung versuchte (im Gegensatz zu den frühen Pfadfindern in Deutschland), dem autoritäten Druck der bürgerlichen Gesellschaft der Kaiserzeit entgegenzuwirken, indem ihre Mitglieder Wanderungen und Fahrten in die freie Natur unternahmen, um dort ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Als Gegenveranstaltung zur 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig fand 1913 auf dem Hohen Meißner bei Kassel der erste Freideutsche Jugendtag statt, an dem auch Wandervogelgruppen beteiligt waren. Hier wurde die Meißner Formel formuliert, die für den DPB heute noch eine wesensbestimmende Bedeutung hat:

Meissnerlager 1913

Die Freideutsche Jugend will

  • nach eigener Bestimmung,
  • vor eigener Verantwortung,
  • in innerer Wahrhaftigkeit

ihr Leben gestalten.

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand das Wandervogel-Leben ein jähes Ende.

Die bündische Jugend

Wandervögel auf Fahrt

Nach Ende des Ersten Weltkrieges entstanden überall in Deutschland Gruppen, die die an sich widersprüchlichen Grundideen der Pfadfinder- und Wandervogelbewegung vereinten und die man als „bündische Jugend“ bezeichnete. (Daneben gab es selbstverständlich auch wieder reine Wandervogel- und reine Pfadfindergruppen.)

Diese Gruppen übernahmen von der Pfadfinderbewegung den Erziehungsanspruch, ihre Mitglieder zu selbstbestimmten, verantwortungsvollen Menschen zu erziehen.

Aus der Wandervogelbewegung stammte die Art zu leben, auf „wilde“ und abenteuerliche Fahrten zu gehen, anstatt die Freizeit in streng organisierten Lagern zu verbringen. Von der Jugendbewegung stammte auch das Ideal der Selbstbestimmung der einzelnen Gruppen. Typisch für die bündische Jugend war auch die Einsicht, dass die Zeit des Lernens und der persönlichen Entwicklung nicht nur auf die Jugendzeit beschränkt ist. Daher verstanden sich viele Bünde als Lebensbund, die Erwachsene nicht als Leiter und „Aufpasser“ für die Jugendlichen ansahen, sondern als Bestandteil der eigenen Gemeinschaft.

Die Reichsschaft Deutscher Pfadfinder, aber auch der DPB ab Mitte der 20iger Jahre waren Hochbünde der bündischen Jugend.

Die in der bündischen Jugend entwickelte Geisteshaltung des selbstbestimmten Menschen passte nach 1933 natürlich nicht zu den Ideen der nationalsozialistischen Machthaber. Daher wurden alle Gruppen der bündischen Jugend nach und nach verboten.

Die Grundideen der bündischen Jugend sind heute noch die geistigen Wurzeln des Deutschen Pfadfinderbundes.

Weblinks

Wikipedia: Pfadfinder
Wikipedia: Jugendbewegung
Wikipedia: Bündische Jugend
Wikipedia: Wandervogel
Wikipedia: Meißnerformel
Wikipedia: Fahrt
Verlag der Jugendbewegung : Weitergehende Lektüre zum Thema
Deutsches Historische Museum : Artikel über die Bündische Jugend